An unser Leben werden regelmäßig Maßstäbe angelegt, um zu schauen, wie wir sind. Das beginnt schon bei der Geburt mit der Angabe des Gewichtes und der Größe. Weiter geht es mit verschiedenen Untersuchungen in den ersten Lebensjahren: entwickelt sich das Kind im Durchschnitt – oder ist es darüber oder darunter?
Spätestens in der Schule wurden wir mit Zensuren „gemessen“ und es kann schon einmal passieren, dass man „nicht genug“ ist und eine Ehrenrunde drehen muss. Irgendwie zieht sich das Ganze durch unser weiteres Leben: wir müssen Prüfungen in der Schule, für den Führerschein und vielleicht auch im späteren Berufsleben ablegen und immer wieder stellen wir uns die Frage, ob es gereicht hat.
Unser westliches Leistungsverständnis legt die Messlatte meist recht hoch: Nach verlorenen Fußballspielen der Nationalelf gibt es auf einmal ein paar Millionen Menschen, die anscheinend bessere Entscheidungen getroffen hätten, als der Bundestrainer. Sogar im Alltag bewerten wir einander, indem wir unsere eigene gedankliche Messlatte an andere anlegen.
Und so stellt sich die Frage danach, wie mein Leben am Ende bewertet wird. Im Hinduismus wird geglaubt, dass man als höheres Wesen noch einmal lebt, wenn man sich gut verhalten hat. Wenn man nicht gut genug war, müsse man wohl als Insekt noch einmal durchs Leben gehen. Auch im Islam versucht man durch das Befolgen der Regeln, einmal „in den Himmel“ zu kommen.
Irgendwie hat sich der Gedanke eingeschlichen, dass auch die Bibel sagen würde, man kann sich den Himmel verdienen. Wir denken „so schlecht bin ich ja nicht“ oder „ich habe ja niemanden getötet“ und wollen uns damit gedanklich rechtfertigen. Tatsächlich ist es aber so, dass wir Gottes gutes Gesetz, einander zu ehren und wertzuschätzen, oft nicht beachten. Deswegen würden wir es eigentlich nicht verdienen, später einmal im Paradies zu sein.
Aber Gott liebt uns so sehr, dass er in Jesus Christus selbst Mensch wurde und die Strafe auf sich nahm, die wir verdient hätten. Damit hat er alles Nötige getan, was wir niemals geschafft hätten. Er bietet uns also die Eintrittskarte in den Himmel völlig kostenlos an. Damit spielt es vor Gott keine Rolle mehr, was wir alles verkehrt gemacht haben oder ob wir gut genug sind. Wir dürfen dieses Geschenk einfach annehmen und sind durch ihn „gut genug“.
Text © David Seidel